Osteopathie
Die Osteopathie geht davon aus, dass in jedem Lebewesen Selbstheilungskräfte innewohnen, die den Körper befähigen, sich selbst zu heilen. Die Behandlungstechniken sind darauf ausgelegt, die Selbstheilungskräfte anzuregen, den Prozess der Heilung zu unterstützen.
Ganzheitliche Betrachtung
Alle Elemente im Körper (Knochen, Muskeln, Faszien, Organe, Gewebe, Zellen und als Flüssigkeiten) sind beweglich und in Bewegung. Ist z.B. ein Muskel verspannt, wird er nicht mehr richtig durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Eingeschränkte Beweglichkeit beeinflusst das gesamte System, auch die Psyche und das Wohlbefinden – wo Bewegung aufhört, beginnt Krankheit.
Bei der osteopathischen Behandlung werden Funktionsstörungen und Abweichungen physiologischer Bewegungen im Pferdekörper ausfindig gemacht, mit sanften manuellen Techniken mobilisiert und auf den Weg in Balance gebracht. Besondere Bedeutung hat dabei das Ausfindigmachen von Ursachen-Folge-Ketten und das Abstellen der Ursachen. Werden diese nicht abgestellt werden die Beweglichkeit und das psychische Wohlbefinden nicht von Dauer sein.
Ursachen für Funktions- und Bewegungsstörungen sind vielfältig:
- unpassendes Equipment (Sattel/Trense/Gebiss)
- unausbalancierter Reiter
- schlechte Hufbearbeitung
- Fütterungsfehler
- Stress in der Herde/beim Reiten/Fressen
- natürliche Schiefe
- Trageerschöpfung
- falsches Training/Übertraining etc.

Warum Osteopathie für Pferde
Unser Pferd ist leider nicht für seine heutige Nutzung als Reit- oder Fahrpferd in Boxenhaltung oder in von Menschen zusammengestellten Herden in Offenställen gemacht. Das Pferd ist ein Lauftier und alles in seinem Körper ist immer noch so konzipiert, dass es die meiste Zeit seines Lebens wandernd geradeaus im Schritt seine Nahrung vom Boden aufnimmt. Als Fluchttier ist es in der Lage, sich nach vorne zu katapultieren und innerhalb weniger Sekunden auf eine Geschwindigkeit von bis zu 65 km pro Stunde zu beschleunigen.
Unsere Haltungsformen und Nutzungsabsichten des Pferdes versuchen die Bedürfnisse des Pferdes zu berücksichtigen, bleiben jedoch weit entfernt seiner Natur.
Alles beeinflusst die Elemente des Pferdekörpers. Negative Einflüsse verursachen Funktionsstörungen, die überall im Körper Bewegungseinschränkungen erzeugen können. Aus osteopathischer Sicht haben Bewegungseinschränkungen Auswirkungen vergleichbar mit einer Reihe Dominosteinen, wenn der erste Stein umkippt.
Unser Pferd als Fluchttier ist ein Meister darin, Funktionsstörungen zu kompensieren. Das Pferd denkt heute noch immer, dass es sich nicht leisten kann, schwach zu wirken und damit angreifbar zu werden – es gleicht aus, kompensiert.
Kompensation hat zur Folge, dass sich z.B. Faszienzüge verändern, sich Muskulatur umfunktioniert. Bewegungsmuskeln werden zu Stabilisierern, Muskeln verspannen oder schrumpfen. Der Bewegungsapparat des Pferdes gerät aus den „Fugen“, wird „schief“, Strukturen werden ungleichmäßig belastet und verschleißen. Es kann zu irreversiblen Schäden kommen, die das Pferd als Reitpferd unbrauchbar machen.